Fair(y) Tales
Ein Streifzug durch das groteske Reich der Must-haves und Megatrends
Es hat den Anschein, als gäbe es inmitten der Vielfalt unserer Träume eine Grundkonstante: Die Sehnsucht nach einem paradiesischen Leben, die Hoffnung, Glücksgefühlen Dauer zu schenken. Seit Menschengedenken wird dieses ersehnte irdische Paradies in die schöne Ferne entrückt. Aber haben tatsächlich alle Orte die gleiche Entfernung zum Paradies? Liegen manche Plätze nicht näher, vielleicht sogar verführerisch nah?
Um diese Fragen zu erkunden, begab sich der Fotograf Robert Rutöd ins burleske Reich der Fachmessen und Ausstellungsflächen. Ein knapp zehnjähriger Streifzug durch materialisierte Traumwelten, der nun in Fair(y) Tales visuell nacherzählt wird.
Und im grotesken Reich der Must-haves und Megatrends gibt es jede Menge zu bestaunen: zum Platzen schöne Botox-Lippen (Beautymesse), fesselnde Sado-Maso-Outfits (Erotikmesse), bunt bemalte, eiförmige Kindersärge (Bestattungsmesse), sonnige Palmenstrände mit Heizlüftern (Ferienmesse) oder mit Haarspray aufpolierte und frisierte Zuchtbullen (Landwirtschaftsmesse).
Eine Vorschau auf Fair(y) Tales
auf der Kunstmesse Parallel Vienna 2016
Pompe funèbre am Catwalk, ein Kapitel aus Fair(y) Tales,
beim
Kolga Tbilisi Photo Festival 2012 in Georgien (Foto © Sandro Asatiani)
„Fair(y) Tales ist die Summe an Eindrücken,
einer mich von Kindheit an faszinierenden Welt. Waren es damals
lediglich zwei Allerweltsmessen pro Jahr, gibt es heute wohl keinen
Lebensbereich mehr, für den nicht auch eine eigene Messe veranstaltet
wird. Heute wie damals lasse ich mich nur zu gerne verzaubern und
nehme die Einladung möglichst oft an, in diese Welt der Attraktionen
und Superlativen abzutauchen. Alice im Wunderland gleich wandle
ich von der Schnuppermassage zum zertifizierten Schlafberater,
von der Modeschau der Bestatter zur Weinverkostung, vom Garten
der Lüste zu den Himmelsleitern in der Gartenschau. Im Getümmel
zwischen den Hörnern preisgekrönter Rinder-Champions,
die auf ihren Fototermin für den Zuchtkatalog warten, kann
einem mitunter auch schon etwas mulmig werden. Aber wie heißt
es oft so schön? Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben
sie noch heute.“
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